Saturday, July 29, 2006

Segment: The Three Wise Men

Abschnitt: Die Drei Weisen

Wir finden Woyzeck, Thiel, und Zarathustra in intensivem Gespräch verwickelt.
Woyzeck: “Ihr macht mich ganz irre mit eurem vornehmen Gerede. Hätte ich auch nur so ein kluges Hirn, könnt’ ich mir die Freude auch einreden.”
Thiel: “Sag das bloß nicht. Denkst du, ich kann alles verstehen, was Zarathustra von sich gibt? Bin ich nicht auch Mitglied des Proletariats, des Pöbels, über den er so viel schlechtes zu sagen hat?
W.: “Das mag sein, aber du stimmst ihm doch zu!”
T.: “Nein, ich versuche nur, ihn zu verstehen.“
W.: “Wie kannst Du...“
Zarathustra unterbricht ihn.
Zarathustra: “Hört doch, ihr beiden. Wollt ihr euch nicht erheben? Aus eurem Verhalten kann ich sehen, wie sich die Menschen durch wirres Reden Unglück bringen. Woyzeck, mein Freund, ich wollte nie sagen, dass Klugheit die Freude ist, oder dass sie durch Diskussion hervorkommt.”
W.: “Was nennst du mich deinen Freund, wenn du das Volk immer kleinmachst, und du dich wie ein König über uns erhebst. Wir werden doch so oder so unterdrückt. Wenn nicht von einem, halt von ’nem anderen.”
Z.: “Ich will kein König sein. Aber das Volk braucht einen Wegweiser, um den Fortschritt in die Zukunft zu ermöglichen.”
T.: “Ist hier wieder Rede vom Übermenschen? Was sollen wir mit dem Übermenschen anfangen? Der soll der Zweck unseres Daseins sein? Und was wäre, wenn es einen unglücklichen Übermenschen gäbe? Wer würde ihn retten?”
Z.: “Ein Übermensch wüsste, sich selber zu helfen, unwie euch beiden.”
T.: “Ein Kopf voller klugen Ideen macht den Philosophen auch nicht glücklicher, wenn sein Magen lehr ist. Ich will, dass meine Familie genug zu essen hat, unter einem Dach wohnt, und etwas Freude haben kann. Was macht den Übermenschen mehr wert, als normale Menschen? Warum sollte man für den Übermenschen etwas opfern? Es gibt ihn ja garnicht! Hat nicht jedes Geschöpf auf Erden das Recht auf Freude und Glück?“
W.: “Recht so, Thiel. Wir wollen, dass unsere Kinder ein gutes Leben haben können, und wir wollen von der Obrigkeit in Ruhe gelassen werden.“
Z.: “Ihr wollt also, dass eure Kinder ein besseres Leben habt als ihr. Seht ihr nicht, wie solche Triebe die Brücke zum Übermenschen bilden? Der Übermensch ist das Kind eurer Kinder. Ihr seid, ohne es zu wissen, die Väter der Übermenschen.”
W.: “Und was ist, wenn wir keine Übermenschen-Väter sein wollen? Willst du uns auch keine Wahl lassen, wie die sonstige Obrigkeit?”
Z.: “Ihr seid frei zu handeln, wie ihr wollt. Doch wie könnt ihr die Zukunft vernachlässigen?”
T.: “Wir sind frei? Der arme Woyzeck hier darf sich nicht einmal seine bescheidenen Meinungen äußern, ohne von allen ausgelacht zu werden. Wenn er etwas mehr Brot auf
den Tisch legen will, muss er seine Gesundheit opfern und Versuchskaninchen spielen, weil er kaum mehr als ein Sklave verdient. Und in der Zeit, wo er für den Familienunterhalt schwitzt, belohnt ihn sein Mädchen dafür indem sie ihre Zeit mit einem Pfau von Offizier verbringt. Und kann er bessere Arbeit finden? Er würde als Deserteur bestimmt erschossen, und wer an Entlassung glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann.”
Woyzeck nickt und macht grosse Augen.

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